Jahresrückblick 2016

Liebe Freundin, lieber Freund,

ein weiteres Jahr und die ersten sechs Monate in unserer neuen Heimstätte gingen echt schnell rum und das, obwohl wir uns nach der kräftezehrenden Bauphase eine große Portion Ruhe und Gelassenheit verordnet hatten. Dass trotzdem allerhand im Haus und rundherum passiert ist, möchten wir Dir nicht vorenthalten. Denn auch 2016 packten wir kräftig und beherzt zu, erfuhr das Haus sinnvolle und coole Upgrades, feierten wir schöne und lustige Feste.

Winter

Sowohl draußen als auch drinnen wird noch rege gearbeitet. Während eine Fachfirma die Fassade an den letzten verbliebenen Stellen ergänzt, die Brüstungen und das Terrassengeländer montiert, verlegen wir inzwischen mit Routine Dielen und Parkett im Dachgeschoss. Weniger routiniert waren wir anscheinend beim Höherversetzen einiger Zargen vorgegangen, so dass der Tischler — nachträglich den Brandschutzanforderungen Genüge leistend — noch mehrere Türen korrigieren muss. Im März schließlich ist auch der überwiegende Teil der obersten Etage bezugsfertig und sind zumindest alle individuellen Zimmer vorbereitet. Für den Einzug fehlt damit nur noch die Nutzungsfreigabe durch das Bauamt, die leider lange auf sich warten lässt, weil der dafür notwendige Bericht zum Brandschutz seinerseits auf sich warten lässt.

Im Übrigen machen wir regelmäßig Sport, zumindest alle paar Wochen, wenn die verbliebenen Pellets dem Kellerboden bedenklich nahe kommen. Dann bestellen wir ein, zwei Paletten Nachschub, der Sack für Sack à 15 kg und zu vielen Dutzenden in den Heizungsraum geschleppt werden muss. Wer davor zurückschreckt, darf sich seines schlechten Gewissens durch das gelegentliche Befüllen der Brennanlage entledigen. Nicht ganz unabhängig davon schwingt immerwährend die Erkenntnis mit: Nach dem Winter ist vor dem Winter, und nach dem Schleppen ist vor dem möglichen Pelletlagerbau.

Frühling

Die Nutzungsfreigabe lässt zwar weiter auf sich warten, die Natur aber nicht, so dass es im Garten bereits munter vor sich hin grünt und sprießt. Diese Aufbruchsstimmung nutzen wir und unterziehen den Hofbereich an mehreren Wochenenden einer umfangreichen Verjüngungskur. Zwei kleine, halb verfallene Schuppen müssen weichen, alte Ziegel und Dachziegel werden aus dem Weg geschafft. Das zahlreich herumliegende Brennholz sägen wir teilweise auf kamingerechte Größe zurecht und stapeln es am langen Zaun entlang der Grundstücksgrenze. Damit wird auch der Unterstand in der Mitte des Hofs frei und kann, ausgestattet mit bequemen Sitzmöglichkeiten, fortan an heißen Tagen und in lauen Nächten als Ort zum Chillen dienen. In neu aufgeschütteten Beeten werden wir Kräuter ziehen und Gemüse anbauen. Zudem entsteht ganz vorn ein Sandkasten und am anderen Ende des Gartens ein überdachter Wäscheplatz. Schließlich wird die Feuerstelle endgültig verlegt und mit einem zünftigen Feuer eingeweiht. Tamtamtam!

Mit den steigenden Temperaturen nimmt auch die Bautätigkeit noch einmal zu: Der Dachterrassenboden wird verlegt und dieser schöne, sonnige Ort endlich nutzbar für uns. Zudem beschert die Restladung eines Betonmischers einerseits unserem künftigen Pelletlager einen anständigen Boden andererseits auch den Fassadenbauern den passenden Untergrund für ihre letzte Aufgabe: die straßenseitige Sockeldämmung. Dass wir zuvor gerade noch rechtzeitig die Kellerfenster einbauen, versteht sich von selbst.

Von den vielen Dingen, die in der Zwischenzeit im Haus passieren, ist insbesondere die entstandene Netzwerkinfrastruktur erwähnenswert. In einem waschechten Serverschrank laufen alle Kabel zusammen und auch unsere Website wird von hier aus in alle Welt übertragen. Dazu gesellen sich diverse WLANs, ein Freifunkknoten sowie ein scannender Netzwerkdrucker. Perfekte Bedingungen also für die Zukunft, egal ob Arbeit oder Unterhaltung!

Sommer

Anfang Juli endlich ist es so weit: Wir erhalten die Nutzungsfreigabe von der Bauaufsicht. Zunächst zwar vorbehaltlich einiger weniger Auflagen und Nachbesserungen, aber das ist uns in diesem Moment egal. Bis dahin hat uns das ganze Hausprojekt echten Schweiß und echte Nerven gekostet, so dass wir einfach nur überglücklich sind, die formale Abnahme unserer Baustelle erhalten zu haben. Damit heißt es: Einzug! Endlich können die abgestellten Möbel arrangiert, Kisten ausgepackt, Lampen aufgehängt werden. Die erste Nacht im Haus ist wohl für alle eine besondere.

Viel mehr gibt es vorerst kaum zu erzählen. Wir richten uns peu à peu mit jedem Tag ein wenig mehr ein, gestalten die provisorische Bauküche in eine provisorische Wohnküche um und jonglieren Möbelstücke zwischen Räumen und Etagen hin und her. Plötzlich bricht die Urlaubssaison los, das heißt, so gut wie niemand ist daheim. Ein Grund mehr also, über Workaway interessierte Menschen einzuladen, bei uns für Kost und Logis eine Zeitlang zu arbeiten. Das klappt für den Anfang ganz gut, wenngleich wir die Aufgabenverteilung und -koordination etwas stiefmütterlich behandeln. Das gemeinsame, fast tägliche Bad im nahen Kiessee hingegen muss glücklicherweise nicht erst umständlich geplant werden.

Als die große Hitze und damit auch die Personaldürre im Haus langsam nachlässt, fühlen wir uns frisch motiviert und gehen die Gemeinschaftswohnküche im Dach an. Balken schleifen, Gipswände grundieren und tapezieren, alles streichen und schließlich das Parkett mit Trittschalldämmung verlegen – aufgezählt sind die Arbeitsschritte schnell, umgesetzt wie so oft bei uns: einer nach dem anderen. Am Ende wird auch diesmal gut, was lange währt, so dass wir mittlerweile regelmäßig gemütliche Abende unter dem Dach verbringen. Allein die richtige Einbauküche fehlt noch, aber das ist ja nichts Neues, weder im Dach- noch im Erdgeschoss. Wie war das gleich nochmal mit den Provisorien?

Dafür geht einer unserer besonderen Wünsche in Erfüllung: Wir finden einen Menschen aus Eritrea, der sich auf das Experiment einlässt, bei uns einzuziehen. Schon lange vor unserem Einzug stand für uns fest, dass wir eines unserer Zimmer an einen Menschen vergeben möchten, der vor Krieg, Verfolgung oder aus anderen schwerwiegenden Gründen aus seiner Heimat nach Deutschland geflüchtet ist. Dass wir nun die Chance bekommen, die Integrationsarbeit ein Stückweit in die eigenen Hände zu nehmen, freut uns sehr.

Ein Sommer wäre freilich keiner ohne Fest. Also veranstalten wir Ende August gemeinsam mit vielen großen und kleinen Gästen, alten und neuen Mitbewohnern eine verrückte Sause. Mit dabei beispielsweise magischer Matsch oder ein Haarsalon „Haircuts by Children“ nach dem Vorbild der kanadischen Performance-Gruppe Mammalian Diving Reflex. Natürlich gibt es ein reichhaltiges Kuchenbuffet, Fladenbrot mit selbstgemachten Aufstrichen oder Waffeln – und zwar ganz viele Waffeln aus ganz vielen gleichzeitig rauchenden Waffeleisen. Hausführungen, Verschenkeecke und gediegene Soundkulisse sind übrigens inklusive, das Feuer am Abend auch und gute Laune allenthalben sowieso.

Als wäre das alles noch nicht genug für die schönste aller Jahreszeiten, gesellen sich sowohl ein handgefertigter Lehmofen (Pizza! Brot! Kuchen!) als auch ein selbstgezimmertes Baumhaus (Spannung! Spiel! Schokolade?) zur langen Liste unserer bisherigen Errungenschaften. Dafür verlässt uns der Kater[1] – zum Glück nur vorübergehend. Wir sind stolz auf unseren Hinterhof, der mittlerweile ein richtig schöner Ort geworden ist und zum Draußensein geradezu auffordert.

Herbst

Auf geht es zum finalen Akt, der da besteht aus: Außentreppe mit Laubengang, Innentreppe zwischen Erd- und Obergeschoss, Klingelanlage. Ohne Fachfirmen wären wir hier selbstverständlich aufgeschmissen, also übernehmen wir nur Teile der Innentreppe als Eigenleistungen, stellen zunächst das Widerlager her und später dann die Holzstufen, während die Stahlbauer alle Metallteile konstruieren und montieren. Als schließlich die Außentreppe steht, können die Elektriker nach fast einjähriger Wartezeit – der Gerüstabbau kam damals leider zu früh – endlich die Klingelanlage in Betrieb nehmen. Die Postbotinnen und Paketmänner, was haben die sich gefreut! Wir uns aber auch, so sehr, dass wir gleich noch Haustürlichter und Bewegungsmelder anbringen, und Sockelleisten natürlich, unzählige Sockelleisten. Es wird gemutmaßt, das würden nicht die letzten sein, oder doch?

Bevor jedoch die weihnachtliche Stille einkehren darf, machen wir schnell noch Nägel mit Köpfen und kaufen, kaufen, kaufen. Eine Sauna, unerhört groß und verdammt günstig. Ein Heimkino, unerhört cool und auch verdammt günstig. Ein Nachbargrundstück, unerhört waldig und schon wieder: verdammt günstig. Demnächst also bei uns in der Wilhelm-Franke-Straße: im Schweiße harren, auf Leinwand starren, mit Hühnern scharren!

Na ja, und dann stehen wir leider bereits im Angesicht des nächsten Winters und nehmen diese unausweichliche Tatsache zum Anlass, die Garteneinrichtung unterzustellen oder schlechtwetterfest zu machen, noch einmal die Ramschgaragen zu entrümpeln, Keller und Werkstatt aufzuräumen, die Holzvorräte abzudecken und so weiter und so fort.

Doch während draußen allmählich alles eingeht, beginnen drinnen Kleinodien aufzublühen, im Hausflur und am Kühlschrank, an Decken und Wänden, auf Tischen und Schränken, an Türen und Pforten. Die Weihnachtszeit ist nah und allerlei Schmuck, Kunst, Schönes bereichert unser Haus. Zu den Feiertagen wird es wahrhaft besinnlich ruhig, denn nur eine Handvoll Leute ist überhaupt da. An Silvester dagegen findet die größte Party statt, seitdem das Haus bewohnt ist, es gibt ein Riesenbuffet, einen Dancefloor, eine Cocktailbar und den megakrassesten Überraschungsgast ever: unser Pelletlager[2].

Feuchtfröhlich war es, dieses Jahr, und wir möchten uns deshalb von ganzem Herzen bei Dir bedanken. Denn ohne Dich und deinen Besuch, Freudengesang, Direktkredit, dein Lachen, Mitfiebern, Vertrauen, deine Zeitspende, Motivation, Energie oder oder oder wären all die schönen Erlebnisse nur Träume geblieben. Für das neue Jahr wünschen wir Dir eine große Portion Glück und Freude am Leben. Komm vorbei, wenn Dir danach ist, Du bist jederzeit willkommen!

Deine 2n40er

¹ Charlie, der neugierige Fuchs, hatte den Geräteschuppen als Ort der wohlspendenden Kühle entdeckt und wurde prompt darin eingesperrt. Ein paar Tage später, als schon eine gewisse Besorgnis um sich griff, fand sein Jammern erfreulicherweise Gehör. Nicht lange jedoch währte die Freude, denn alsbald legte er sich wohl mit einem Auto an. Zum Glück wichen unsere Sorgenfalten nach einem Tierarztbesuch abermals von den Stirnen, wohlwissend, dass nichts Ernsthaftes passiert war. Ein paar Wochen des Humpelns noch und er war wieder ganz der alte. :-)

² Noch nicht ganz auf der Höhe nach den umfänglichen Weihnachtsfestivitäten, gebiert es sich jedoch schon recht stattlich in Erscheinung und Form. Hier fehlt noch ein Türchen, dort noch ein Schläuchlein, aber am Ende dürfte es keinen Tag mehr brauchen, das gute Stück fertigzustellen. Und dann, ja dann endlich, endlich werden wir versinken in einem Meer aus Holzgranulat, auf dass wir niemals mehr einen Sack schleppen müssen und ob der nachlassenden sportlichen Betätigung unweigerlich und elendiglich verfetten werden. Welch’ Jux das wird! ;-)