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Stadtrat verhindert soziokulturelles Wohnprojekt Elixir

Gemeinsame Stellungnahme Dresdener Hausprojekte:

Dresdener Stadtrat stimmt für den Verkauf der Königsbrücker 117a/119 an privaten Investor und gegen das Engagement Dresdner Bürger*innen und Geflüchteter

Der Verein Elixir Dresden e.V. kann keinen interkulturellen Wohnraum für 150 Personen schaffen. Geplant war es, die seit über 10 Jahren leer stehende ehemalige Arbeitsanstalt in Erbpacht von der Stadt zu erwerben und ein Experimentierraum für das Zusammenleben und -arbeiten von Dresdner*innen und Geflüchteten unabhängig von Sprache, Religion, Herkunft und finanzieller Ausstattung zu schaffen. Wir finden: Ein solcher Raum ist für die von Vorurteilen stark gespaltene Dresdener Stadtgesellschaft dringend nötig!

Wir Dresdener Hausprojekte, welche bereits alternative Formen des gemeinschaftlichen Wohnens leben, und bereits bezahlbaren Wohnraum für über 80 Menschen geschaffen haben, sind schwer enttäuscht und wütend, wie die Dresdener Politik mit dem Engagement ihrer Bewohner*innen umgeht. Es ist ein demotivierendes Signal an all diejenigen, die bereit sind, fern vom rückwärtsgewandten Populismus oder dem allesbeherrschenden Neoliberalismus, innovative, neue und mutige Ideen in dieser Stadt zu verwirklichen. Es ist ein starkes Zeichen für das Misstrauen der Dresdener Politik in das bürgerschaftliche Engagement der Dresdner*innen. Die Stadtspitze muss sich fragen lassen, wie ernst die großmundigen Bekenntnisse zu Weltoffenheit und Integration auf den medienwirksamen Großevents wirklich gemeint sind, wenn gleichzeitig konkrete bürgerschaftliche Initiativen boykottiert werden. Ein Aufruf zu mutigem Handeln in unserer Gesellschaft verpufft, wenn wieder einmal die Stadtentwicklung meistbietend privaten Investor*innen überlassen wird. Die Chance und dringende Notwendigkeit interkultureller Begegnungsstätten und eines sozial nachhaltigen Wohnungsbaus werden ignoriert und wie schon mit dem Verkauf der Woba einem schnellen Gewinn geopfert – und dies abermals mit Stimmen der SPD.

Die Entscheidung ist eine Absage an zivilgesellschaftliches Engagement und an all diejenigen Einwohner*innen Dresdens, die aktiv ihre Stadt mitgestalten wollen.

Unterzeichnende Hausprojekte:

2n40 | https://www.2n40.de
Betriebsküche Friedrichstadt | http://www.kuneterakete.de
KoKo3 | http://www.k-hoch-3-dresden.de
Mangelwirtschaft | http://hausprojekt.blogsport.de
RM16 | http://rm16.de

PM Elixir: https://www.elixir-dresden.de/_media/pm_elixir_15.12.2016.pdf

Zum Angriff auf das Hausprojekt Mangelwirtschaft

Zerstörtes_Fenster_1In der Nacht vom 18. zum 19. Oktober 2015 wurde unser Schwester-Syndikatsprojekt „Mangelwirtschaft“ in Dresden Übigau durch etwa zehn vermummte Personen von mehreren Seiten mit Steinen, Böllern und Buttersäure angegriffen1. Mehrere Scheiben des Hauses wurden dabei zerstört. Menschen wurden glücklicherweise nicht verletzt. Der mutmaßliche Grund, weswegen auch das Operative Abwehrzentrum in der Sache ermittelt, ist das Engagement der Bewohner_innen für die Integration von Migrant_innen im Stadtteil2.

Wir sind erschrocken über diesen zerstörerischen Angriff, unterstützen die Mangelwirtschaft in ihrem Streben,  eine Willkommenskultur in Dresden zu fördern und zu leben, und möchten auf diesem Weg unsere Anteilnahme ausdrücken.

Dieser Übergriff stellt eine weitere Eskalationsstufe der Rassist_innen hier in der Region dar. Neben der bundesweit ständig steigenden Zahl von Attacken auf Geflüchtete und deren Wohnheime3 wurde in diesem Fall in einer geplanten, konzertierten Aktion der private Wohnraum von Unterstützer_innen angegriffen und dabei billigend in Kauf genommen, dass Menschen verletzt werden.

Wir haben den Eindruck, dass nicht nur der allgemeine Ton gewalttätiger wird4, sondern dass gerade hier in der Gegend die Intensität und Anzahl rassistischer Übergriffe ständig zunehmen.  Wir möchten diesem Prozess entgegentreten. Gleichzeitig hat das Gespräch über den Vorfall in unserer Gruppe aber auch Fragen aufgeworfen, denen wir uns stellen wollen:

Muss der Angriff als Drohung verstanden werden?

Führt die öffentliche Unterstützung von Geflüchteten — oder eines integrativen Zusammenlebens im Allgemeinen — zu einer erhöhten persönlichen Gefährdung?

Exponiert uns eine Solidarisierung mit den Betroffenen derartiger Attacken damit gegenüber ähnlichen Übergriffen?

Ist die Konsequenz dann, dass wir uns nicht öffentlich positionieren, sondern lieber schweigen?

Nein, denn auch wenn wir die Verantwortung für unsere minderjährigen Mitbewohner_innen tragen und schon deshalb unbedingt vermeiden möchten, uns in einer ähnlichen Lage wiederzufinden, halten wir es für notwendig, solche Geschehnisse zu thematisieren. Wir möchten mit unseren Nachbar_innen, Unterstützer_innen und dir darüber ins Gespräch kommen. Wir möchten gemeinsam für eine Kultur des Miteinanders und gegen die Diskriminierung von Menschen aufgrund irgendwelcher Zuschreibungen arbeiten. Wir sagen nein zu Fremdenfeindlichkeit, Hass und Gewalt. Jeder Mensch verdient ein Leben in Würde, Wohlbefinden und Frieden. Lasst uns in unserem Alltag deutlich und laut gegen Rassismus Stellung beziehen und jeden Menschen in Not, egal welcher Hautfarbe, Religion oder sexuellen Orientierung, unterstützen.