In der Nacht vom 18. zum 19. Oktober 2015 wurde unser Schwester-Syndikatsprojekt „Mangelwirtschaft“ in Dresden Übigau durch etwa zehn vermummte Personen von mehreren Seiten mit Steinen, Böllern und Buttersäure angegriffen. Mehrere Scheiben des Hauses wurden dabei zerstört. Menschen wurden glücklicherweise nicht verletzt. Der mutmaßliche Grund, weswegen auch das Operative Abwehrzentrum in der Sache ermittelt, ist das Engagement der Bewohner_innen für die Integration von Migrant_innen im Stadtteil.
Wir sind erschrocken über diesen zerstörerischen Angriff, unterstützen die Mangelwirtschaft in ihrem Streben, eine Willkommenskultur in Dresden zu fördern und zu leben, und möchten auf diesem Weg unsere Anteilnahme ausdrücken.
Dieser Übergriff stellt eine weitere Eskalationsstufe der Rassist_innen hier in der Region dar. Neben der bundesweit ständig steigenden Zahl von Attacken auf Geflüchtete und deren Wohnheime wurde in diesem Fall in einer geplanten, konzertierten Aktion der private Wohnraum von Unterstützer_innen angegriffen und dabei billigend in Kauf genommen, dass Menschen verletzt werden.
Wir haben den Eindruck, dass nicht nur der allgemeine Ton gewalttätiger wird, sondern dass gerade hier in der Gegend die Intensität und Anzahl rassistischer Übergriffe ständig zunehmen. Wir möchten diesem Prozess entgegentreten. Gleichzeitig hat das Gespräch über den Vorfall in unserer Gruppe aber auch Fragen aufgeworfen, denen wir uns stellen wollen:
Muss der Angriff als Drohung verstanden werden?
Führt die öffentliche Unterstützung von Geflüchteten — oder eines integrativen Zusammenlebens im Allgemeinen — zu einer erhöhten persönlichen Gefährdung?
Exponiert uns eine Solidarisierung mit den Betroffenen derartiger Attacken damit gegenüber ähnlichen Übergriffen?
Ist die Konsequenz dann, dass wir uns nicht öffentlich positionieren, sondern lieber schweigen?
Nein, denn auch wenn wir die Verantwortung für unsere minderjährigen Mitbewohner_innen tragen und schon deshalb unbedingt vermeiden möchten, uns in einer ähnlichen Lage wiederzufinden, halten wir es für notwendig, solche Geschehnisse zu thematisieren. Wir möchten mit unseren Nachbar_innen, Unterstützer_innen und dir darüber ins Gespräch kommen. Wir möchten gemeinsam für eine Kultur des Miteinanders und gegen die Diskriminierung von Menschen aufgrund irgendwelcher Zuschreibungen arbeiten. Wir sagen nein zu Fremdenfeindlichkeit, Hass und Gewalt. Jeder Mensch verdient ein Leben in Würde, Wohlbefinden und Frieden. Lasst uns in unserem Alltag deutlich und laut gegen Rassismus Stellung beziehen und jeden Menschen in Not, egal welcher Hautfarbe, Religion oder sexuellen Orientierung, unterstützen.